Hey, wie schön das du hier vorbeigeschwommen bist. Es ist mir ein großes Herzensanliegen zu diesem Thema zu schreiben. Nicht nur unsere Kinder haben Angst vor dem Wasser. Angst im Wasser. Angst beim Schwimmen lernen. Angst vor dem Schwimmen. Es gibt so so viele Erwachsene, die ebenfalls mit der Angst kämpfen.

Ich schreibe hier bewusst kämpfen. Denn das ist es, was ich immer wieder erlebe. Die Angst wird bekämpft. Doch selten wird nach den Ursachen geschaut. Doch hier ist ein großes Missverständnis, denn je mehr ich gegen die Angst kämpfe, desto größer wird sie.

Ich lade dich dazu ein, die Angst als Freund zu sehen. Wie ein kleiner (oder manchmal auch ein sehr großer und starker) Helfer. Ganz viele von uns Erwachsenen haben erlebt, dass Angst mit Schwäche zu tun hat. Angst ist in der Schublade von Negativem. Schau mal bei dir, was verbindest du mit Angst. Nimm dir gerne einen Zettel und Stift und notiere deine Gedanken über die Angst.

Ich mache immer wieder die Erfahrung, wenn wir unseren Kindern und uns selbst erlauben Angst haben zu dürfen, dass die Angst dann bereits an Kraft verliert. Oder das sie nicht größer wird. Es hilft so sehr über die Angst zu sprechen. Es ist wie ein kleines Wunder, wenn die Angst einfach da sein darf. Sie ist wichtig. Sie zeigt uns, dass sich unser Kind hier unwohl fühlt. Es passt etwas nicht. Und wir werden eingeladen uns dieses Thema anzusehen.

Angst ist einfach ein Gefühl. Es gibt keine guten und schlechten Gefühle. Alle Gefühle sind wertvoll und wichtig. Sie sind Wegweiser. Wenn wir die Angst versuchen klein zu machen, dann erreichen wir das Gegenteil. Sie wird größer werden. Oder wir vermitteln unserem Kind, dass seine Gefühle „falsch“ sind. Das unser Kind „nicht richtig“ ist.

Zu einem gelingenden Lernprozess braucht es das IN-BEZIEHUNG-SEIN. Ohne Verbundenheit bedienen wir uns alten Mustern: Macht, Kampf, Androhung, Manipulation … Sehr wahrscheinlich das, was du selbst erlebt hast. Wenn du jetzt nicht tauchst, dann … (Bestrafung). Keiner macht so ein Theater, nur du. Stell dich nicht so an, die anderen Kinder spingen auch. Schau mal, die haben alle Spaß.

Dein Kind ist bedürftig. Es hat ein Bedürfnis. Mit diesen Sätzen verletzen wir unser Gegenüber. Wir machen unser Gegenüber klein. Unser Kind wird sich alleine gelassen fühlen. Ihm wurde nicht geholfen. Somit hat es nun die Möglichkeit zu wählen sich irgendwie anzupassen, doch dabei verliert es seine Selbstanbindung. Wir lernen unseren Kindern, dass ihre Gefühle nicht wichtig sind. Vielleicht sogar falsch. Aus meiner Erfahrung passiert im Wasser meist das die Kinder mit noch mehr Gegenwillen reagieren. Die Angst wird noch mächtiger.

Ich habe sehr oft erlebt, dass es eine große Angst ist. Vielleicht sogar eine Urangst. Denn Kinder wissen instinktiv um die Gefahr am/im Wasser. Ganz oft wurden sie Jahre ihres Lebens von unseren eigentlich gut gemeinten Sätzen begleitet, wie „Pass auf das du nicht reinfällst, du wirst ertrinken.“ oder „Hier musst du bei mir an der Hand laufen, da am Wasser ist es richtig gefährlich.“ . Ja, Wasser ist wunderschön und dennoch kann es den Tod innerhalb von Sekunden bringen. Dann wenn ich das Wasser nicht beherrschen kann. Wie wäre es das nächste Mal mit: “ Deine Sicherheit ist mir wichtig. Deshalb laufen wir hier zusammen, denn NOCH kannst du nicht schwimmen.“

Reflektiere gerne dich selbst zuerst. Wie bist du in der Nähe des Wassers? Wie fühlst du dich, wenn du dort mit deinem Kind bist? Strahlst du Ruhe und Sicherheit aus?

Ich schaue immer gerne zuerst bei den Eltern. Wir sind mit einem so starken und kräftigen Band mit unseren Kinder verbunden, dass sie instinktiv spüren wenn wir uns nicht wohl fühlen. Ich möchte kurz ein Beispiel geben um es zu verdeutlichen. Eine Mama mit einem sehr sensiblen Kind meldet ihr Kind in der Schwimmschule an. Sie ist froh überhaupt irgendwo einen Platz zu bekommen. Ihr Gefühl sagt ihr schon, dass dies schwierig werden wird. Mit dieser Erwartung bringt sie ihr Kind zur ersten Kursstunde. Das Kind klammert sich an der Mama fest. Alle Kinder lassen sich in der Umkleidekabine umziehen. Nur ihr Kind nicht. Dies kennt sie schon. XY tut sich immer so schwer. Die Mama gerät innerlich unter Stress. Das Kind sagt: Mama, ich habe Angst. Es ist nicht viel Zeit. Alle sind schon umgezogen. Die Kursleitung wartet an der Türe. Die Mama und ihr Kind sind sehr im Streß. Nun ist Abgabe der Kinder. Eltern dürfen gar nicht mit ins Schwimmbad. Damit ist die Mama total überrumpelt. Dies hatte sie nicht eingeplant. …

Ich könnte unzählige Beispiele schreiben. Angst hat so viele Ursachen. Aus meiner Sicht beginnt es bei uns Eltern. Wir dürfen bei uns anfangen zu schauen. Die Grundannahme sollte sein, dass unsere Kinder okay sind. Genau richtig, so wie sie sind. Auch die Angst ist genau richtig, so wie sie ist. Und sie muss auch nicht schnell verschwinden, nur weil dies für uns der bequemste Weg wäre.

Was braucht die Angst, damit sie nicht mehr gebraucht wird? Ich staune immer wieder wie präzise die Kinder diese Frage oft beantworten können.

Manchmal finden wir auch keine Ursache. Das Kind hat einfach Angst. Es würde hier den Rahmen sprengen, wenn ich jetzt von Traumata oder Erfahrungen schreibe die über Generationen weitergegeben wurden. Ich habe es aber nicht selten erlebt, wenn wir wirklich so alles angeschaut hatten und irgendwie für unseren Verstand nichts gefunden haben, dass dann zum Beispiel zwei Generationen vorher jemand in der Familie ertrunken ist. Oder eine sehr schlimme Erfahrung mit Wasser gemacht wurde.

Wir sind eingeladen zu sehen, was passt hier nicht. Ich lade dich ein dazu für dich und dein Kind einen friedlichen Schwimm-Lern-Weg zu wählen. Wirklich hinzusehen, was es für euch braucht. Auch hier ist es oft nicht der gemütlichste Weg. Es kann sein, dass du deine Komfortzone verlassen musst. Vielleicht etwas Neues zu tun, dass du noch nie vorher getan hast. Eventuell bist genau du die richtige Person, um dein Kind zu begleiten. Vielleicht hast du Lust dich dabei unterstützen zu lassen? Über deine momentane Grenze hinauzuwachsen und Neues zu wagen? Zu erfahren, wie wertvoll es ist das du die Kompetenz hast dein Kind selbst auf diesem Weg zu unterstützen?

Ich lade dich ein wirklich nach Möglichkeiten zu suchen, wenn der Weg der eingeschlagen wurde nicht passt. Mach bitte nicht dein Kind passend für Wege die nicht zu euch passen. Wir nehmen unseren Kindern das Vertrauen in sich selbst, in uns und in ihre Fähigkeiten. Kinder lieben Wasser. Kinder lieben es zu schwimmen. Kinder lieben es zu tauchen. Kinder lieben es im Wasser zu sein. Dies ist so unendlich wertvoll. Was für ein Geschenk für das ganze Leben. Schwimmen geht fast überall auf der ganzen Welt.

Ich bin dafür, dass wir unseren Kindern im Wasser die Erfahrung schenken können das ihre Emotionen wichtig sind. Das wir sie ernst nehmen. Und vor allem das sie nicht immer so „funktionieren“ müssen, wie wir Erwachsenen uns das vorstellen. Denn das ist etwas, was wahrscheinlich sehr viele von uns gelernt haben: ständig funktionieren zu müssen!

Ich wünsche mir immer mehr kleine und große Glücksschwimmer. Glück entsteht nicht nur Zwang und Macht.

Hast du Lust schwimmen lernen in Verbundenheit zu erleben, wo auch die Angst willkommen ist? Dann ist mein Schwimmcoaching für Familien vielleicht eine schöne Begleitung für euren Weg.

Ganz viel Wasserliebe,

Manuela

P.s.: Wenn du verstehen möchtest warum die Angst oft mit der fehlenden Schwimmtechnik zu tun hat, dann ließ gerne meinen Blogbeitrag zu diesem Thema.